In den Zeiträumen vom 23.08. bis 03.09.2021 bot das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Bad Salzungen unter der Leitung des Psychologen (M. Sc.) Erik Reinhard, gemeinsam mit der DRK Bergwacht Bad Liebenstein, eine Ferienfreizeit an. Gefördert wurde das Projekt vom Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Erik Reinhard ist in der DRK Seniorenpflege tätig und verfügt als Psychologe über mehrjährige Berufserfahrung im Umgang mit Kindern.
Herr Reinhard, Sie haben die vergangenen zwei Wochen erstmalig eine Ferienfreizeit des DRK Bad Salzungen angeboten. Wie kam es dazu?
Da ich über meine vergangene Tätigkeit als Psychologe in einer Reha für Kinder und Jugendliche viel Erfahrung mit dieser Zielgruppe gesammelt habe und auch als Nachwuchstrainer in einem Tischtennisverein tätig bin, habe ich mir zugetraut, eine solche Maßnahme anzubieten. Zudem habe ich gemerkt, wie die Kinder unter den Corona-Maßnahmen leiden. Ich bin bundesweit mit Berufskollegen im Kontakt, die mir über volle Praxen und Kliniken für Kinder und Jugendliche berichten. Mit der Maßnahme wollte ich einen Beitrag zur Entlastung dieser Situation beitragen. Bei Herrn Rittner, unserem Vorstandsvorsitzenden und dem DRK-Vorstand bin ich mit meiner Idee sofort auf offene Türen gestoßen.
Wie wurde das Angebot angenommen?
Es war ein voller Erfolg. Wir hatten in kürzester Zeit sehr viele Anmeldungen. Insgesamt haben wir 26 Kinder betreut. Die Kinder haben über unsere Maßnahmen Ängste im Umgang miteinander abbauen können und hatten dabei auch noch sehr viel Spaß. Trotz einer ungewöhnlich herbstlichen Wetterlage im August konnten wir 90% der Zeit im Freien verbringen. Am Ende hat ein Junge aus Schweina gesagt, dass er jederzeit wieder an einer solchen Maßnahme teilnehmen würde. Ein Mädchen aus Bad Salzungen berichtete davon, endlich wieder ohne Ängste mit anderen Kindern spielen zu können. Die Kinder haben von der ersten bis zur letzten Minute die Zeit für die Seele voll genossen.
Was war, Ihrer Meinung nach, das Besondere der DRK Ferienfreizeit?
Mir war es wichtig, dass die Kinder Vertrauen in ihre eigenen Stärken fassen. Das gelingt am besten, wenn sie erleben, dass sie in einer Gruppe gemocht und integriert sind. Aus psychologischer Sicht sind die Corona-Maßnahmen, auch wenn sie notwendig waren, kritisch bezüglich der seelischen Gesundheit zu bewerten. Abstand halten, keine oder kaum Sozialkontakte, Ängste vor einer Corona-Infektion oder Ängste , Angehörige anzustecken sind belastende Faktoren für die Psyche eines Erwachsenen und erst recht für die Seele eines Kindes. Vorsichtig wurden die Kinder in unserem Programm wieder an ein normales angstfreies Miteinander herangeführt.
Die Beschäftigung so vieler Kinder im Alter von 9-16 Jahre stelle ich mir nicht immer leicht vor… Was qualifiziert Sie für diese Tätigkeit und wurden Sie hierbei unterstützt?
Es war ein tolles Erlebnis für mich mit einem wirklich tollen Team des DRK zusammenzuarbeiten. Mit der DRK Bergwacht Bad Liebenstein unter der Führung von Ronny Merten und dem Jugendrotkreuz unter Leitung von Maria Stoll hatte ich eine tolle Unterstützung, die ich so in meinen 6 Berufsjahren als Psychologe noch nicht erlebt habe. Das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen zum Wohle der Kinder in der Region, war über die gesamte Zeit präsent. Wie das gesamte Team des DRK möchte ich gerne unbürokratisch helfen. Die lachenden Kinderaugen sind dann schon alle Mühen wert. Ein großer Dank geht dabei auch an den DRK Landesverband, welcher uns für eine günstige Miete die JRK-Bildungsstätte in Steinbach zur Verfügung gestellt hat.
Was hat das Ganze jetzt mit Corona zu tun?
Wie bereits schon erwähnt, waren die vergangenen 1 ½ Jahre sehr belastend sowohl für Erwachsene, insbesondere aber für Kinder. Kinder leiden vermehrt unter Übergewicht, Ängsten und Verhaltensauffälligkeiten. Sie leiden dabei häufig im Stillen. Die von mir konzipierte „Ressourcen-Zeit“ ist genau auf diese Themen abgestimmt. Es wurde der Rahmen gesteckt, in dem eine emotionale Entlastung für die Kinder möglich war.
Wird es eine Wiederholung geben?
Es deutet sich an, dass es in nächster Zeit noch nicht wieder zur Normalität übergehen wird. Zudem ist der Bedarf an psychologischen Maßnahmen aktuell noch sehr hoch bei den Kindern. Wenn es das Wetter im nächsten Jahr zulässt, kann ich mir vorstellen, die Ressourcen-Zeit wieder anzubieten.
Vielen Dank für das Gespräch.
(Das Interview führte Kristina Krieg, Öffentlichkeitsarbeit DRK Bad Salzungen)